Mit Flüchtlingen Fachkräftemangel in der Ortenau begegnen

Thomas Marwein MdL (GRÜNE): „Das Programm StellA der Arbeitsagentur bringt Angebot und Nachfrage zusammen”

Mit dem Programm StellA (Schnelle Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern in gemeinsamer Verantwortung) gibt die Arbeitsagentur in Offenburg Flüchtlingen die Möglichkeit, auf dem Arbeitsmarkt der Region Fuß zu fassen. Das erläuterte der Vorsitzende der Geschäftsführung Horst Sahrbacher im Gespräch mit dem Offenburger Landtagsabgeordneten Thomas Marwein (GRÜNE).

Sahrbacher berichtete vom aktuen Fachkräftemangel vieler Branchen in der Region, wonach vor allem kleine und mittelgroße Handwerksbetriebe händeringend Auszubildende und Fachkräfte suchen. „Hier kann das Programm StellA mit seinem Schwerpunkt auf die Einbindung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt helfen”, erklärte Sahrbacher und ergänzte: “In Kooperation mit dem Ortenaukreis ist es unser Ziel im Rahmen des Projektes die Potenziale von Flüchtlingen, die eine hohe Bleibewahrscheinlichkeit und verwertbare Kenntnisse haben, zu identifizieren und möglichst schnell in Arbeit zu integrieren.”

Thomas Marwein: „Viele Flüchtlinge, die für längere Zeit in Deutschland bleiben, haben das Potential, die Unternehmen der Region voranzubringen. Nicht wenige sind hoch qualifiziert und motiviert, eigenes Geld zu verdienen. StellA bringt diese Menschen mit Arbeitgebern zusammen, die Fachkräfte dringend suchen”, erklärt Thomas Marwein.

Ein weiteres Thema war die allgemeine Arbeitsmarktsituation in Offenburg und der Region. 7871 Menschen waren im Mai 2015 in der Ortenau arbeitssuchend gemeldet. Thomas Marwein verdeutlichte, dass neben der Jugendarbeitslosigkeit auch die Situation der älteren Arbeitsuchenden jenseits des 50. Lebensjahrs im Blick bleiben muss: „Gerade ältere Menschen haben es häufig schwer, aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen.” Horst Sahrbacher verwies auf die brach liegenden Potentiale der älteren Menschen und das große Interesse von Unternehmen an dem Wissen und der Erfahrung der Arbeitnehmer über 50 Jahre. Abschließend informierte er darüber, wie die Agentur für Arbeit in Offenburg gezielt für diese Arbeitssuchenden nach Lösungen suche.

Zusatzinfo

StellA ist ein neues Arbeitsmarktprogramm in Baden-Württemberg zur Beseitigung des Fachkräftemangels, das Flüchtlinge mit Potenzial fit machen soll für den Arbeitsmarkt. Dabei arbeiten Vertreter von Politik, Arbeitgeber, Gewerkschaften, der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Kirche Hand in Hand. Aktuell wird StellA in den Landkreisen Ludwigsburg, Reutlingen, Tübingen und Ortenau getestet. Pro Standort werden drei Mitarbeiter für die Arbeit mit Flüchtlingen abgestellt.

Die Anzahl der Menschen, die vor politischer Verfolgung nach Deutschland fliehen und hier politisches Asyl bzw. die Gewährung internationalen Schutzes beantragen, ist in den vergangen Jahren kontinuierlich gestiegen. Bei vielen Flüchtlingen ist die Bleibewahrscheinlichkeit aufgrund der politischen Situation in ihren Herkunftsländern hoch, so dass Fragen der Integration in Beschäftigung von Anfang an von Bedeutung sind. Für 2015 rechnet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit 160 000 Asylbewerbern im erwerbsfähigen Alter. Zudem ist Asylsuchenden der Arbeitsmarktzugang (durch eine im November 2014 in Kraft getretene Rechtsänderung) nun bereits nach drei Monaten möglich. Die Asylbewerber erhalten Sprachkurse und Nachhilfe, um bei ihrer Berufsausbildung das baden-württembergische Niveau zu erreichen. Die Kosten für die Sprachkurse werden von den Kommunen getragen. Die Anstrengungen der Fachkräfteallianz konzentriert sich auf jene Flüchtlinge, bei denen die Bleiberechtsperspektive besonders hoch ist.